„Auffällig aus medizinischer Sicht war am Jahr 2020 allenfalls seine Unauffälligkeit. So unauffällig war es, dass eine wissenschaftliche Bagatelle ab März die Fachwelt beherrschen konnte: ein neu identifiziertes Mitglied der bekannten Familie der Corona-Viren namens SARS-CoV2. Wie sich schnell bestätigte, verlief eine Infektion mit diesem Virus bei den meisten Menschen ähnlich, wie eine Infektion mit den anderen Mitgliedern seiner Familie: unbemerkt und beschwerdefrei. Nur bei einem kleinen Teil löste sie grippeähnliche Beschwerden und eine meist wenige Tage andauernde Erkrankung aus (COVID-19).
Schwere Verlaufsformen
Wie bei allen anderen, der unzähligen, erregerbedingten Atemwegserkrankungen des Menschen, kann es in seltenen Fällen auch bei einer Infektion mit SARS-CoV2 zu einer schweren Verlaufsform kommen. Bei COVID-19 ist ein solcher Verlauf durch Funktionsstörungen der Lunge gekennzeichnet – in Ausnahmefällen können diese tödlich sein (bei ca. 3 von 1000 Infizierten). Dies allerdings fast ausschließlich dann, wenn die Betroffenen bereits über 80 Jahre alt oder vorerkrankt sind. Aus medizinischer Sicht reiht sich der neuartige Erreger damit unauffällig in das Spektrum der Bagatellviren ein, von denen die breite Öffentlichkeit zuvor kaum Notiz nahm.
Massentestungen und Sterbefälle
Im Verlauf des Jahres 2020 kam es in Deutschland dennoch zu Massentestungen der Bevölkerung. Sie belegten die plausible Annahme, dass sich SARS-CoV2 schnell und flächendeckend innerhalb weniger Wochen im ganzen Land ausbreitete. Begleitende Untersuchungen bestätigten, dass es trotz dieser Ausbreitung zu keiner Zeit zu einer relevanten Steigerung der durchschnittlichen Gesamtzahl der Sterbefälle im Land kam (sogenannte Übersterblichkeit). Pathologen wiesen bereits früh in 2020 darauf hin, dass die Menschen in den meisten Fällen mit, aber eben nicht an dem neuen Virus starben.
Zum Ende des Jahres bestätigte sich: Die Menschen in Deutschland starben im Durchschnitt unverändert erst am Ende ihrer statistischen Lebenserwartung von 81 Jahren. Wie in den Jahrzehnten zuvor, wurde dieser Tod in rund der Hälfte der Fälle von einer akuten Atemwegserkrankung ausgelöst. Unter ihnen war nun neu nachweisbar auch COVID-19, ausgelöst vom neuen SARS-CoV2. Genauere Untersuchungen zeigten sogar, dass im gesamten Jahr 2020 in Deutschland insgesamt weniger Menschen wegen Atemwegserkrankungen in Kliniken intensivmedizinisch behandelt werden mussten. Aus ärztlicher Sicht, hätte 2020 damit ein durchaus gutes Jahr sein können.
Politische Maßnahmen und Spaltung der Gesellschaft
Die politischen Reaktionen auf die medizinische Normalität waren und sind jedoch extrem. Sie prägen auf absehbare Zeit unseren “neuen Alltag”, haben voraussichtlich die erste Generation von Kindergarten- und Schulkindern um ein Jahr ihrer Bildung und sozialen Entwicklung gebracht und einen irreparablen, wirtschaftlichen Schaden von über einer Billion
Euro verursacht (1 Billion = 1000 Milliarden). Stand Anfang 2021 haben die politischen Fehler zu einer aggressiven Spaltung der Gesellschaft geführt. Es scheint, als habe eine Verkettung aus Inkompetenz und politischer Berechnung ohne objektive Not zu dieser Jahrhundertkatastrophe geführt.
COVID-19 und die Medien
Das erste Auftauchen von SARS-CoV2 in den Medien fiel mit verstörenden Bildern aus der chinesischen Diktatur zusammen: vom Militär abgeriegelte Städte, menschenleere Straßenschluchten und Autobahnen. Die Menschen auf den Bildern waren vermummt, als befänden Sie sich im Gefahrengebiet einer Pocken-Epidemie. Im Westen hatte man keinerlei ausreichende Informationen über die Natur dieser Ereignisse oder das „neue“ Virus. Gewiss war nur, dass das chinesische Regime
mauerte und sich selbst auf das Schlimmste vorbereitete. Auch rückblickend bleibt es daher plausibel, dass man in diesen ersten Tagen und Wochen befürchten musste, es mit einem nie dagewesenen “Killervirus” zu tun zu haben. Auf diese anfangs real erscheinende Möglichkeit, reagierten viele westliche Medien und Politiker – mit wenigen Ausnahmen – mit Hysterie und Panik, anstatt mit gebotener Ruhe und Sachlichkeit.
Bundeskanzlerin Merkel: “Mit allen Mitteln” gegen das Virus – in Solidarität
Die zuvor für ihre Unaufgeregtheit bekannte Bundeskanzlerin wandte sich erstmals mit einer emotionalen Ansprache an das verunsicherte Volk. Man werde “mit allen Mitteln” und “um jeden Preis” gegen jedes Sterben durch das neue Virus kämpfen. Dabei solle es keinen Unterschied machen, ob das Leben eines hochbetagten oder eines jungen Menschen betroffen sei. Es sei selbstverständliche “Solidarität”, die jeder nun mit jedem zu üben habe. Merkel wirkte erstmals seit 2015 wieder menschlich. Sie zeigte aus nachvollziehbaren Gründen das stärkste und menschlichste aller Gefühle: Angst. Ob und wie jedoch eine Gefahr vom neuen Virus ausging, war in diesem
Moment nach wie vor unklar. Und schon die ersten wissenschaftlichen Daten zeigten, dass eine relevante Gefahr durch das neue Virus allenfalls für die Alters- und Erkrankten-Gruppen ausging, die bereits zuvor überwiegend an Atemwegsinfektionen verstarben. Der Hinweis auf die Tatsache, dass Menschen im Alter von 81 Jahren in Deutschland üblicherweise versterben, galt von diesem Moment an und bis heute als “zynisch” und “herzlos”. Wie bei jedem anderen Panikpatienten, nutzte alle Ratio auch bei Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht, den Kontrollverlust zu durchbrechen. Panik ist eine Erkrankung, die alle gesellschaftlichen Schichten befällt.
Weitgehend ungefährlich für die breite Bevölkerung – Panik seitens der Regierung
Im Verlauf der Monate bestätigten alle Messwerte die weitgehende Ungefährlichkeit des SARS-CoV2-Virus für den größten Teil der Bevölkerung. Die Regierung verbreitete dennoch weiterhin Angst und blieb derweil nach innen zugleich auffallend untätig. Über Monate gelang es dem gesamten Staatsapparat nicht, die einfachste Versorgung von Altenheimen und Krankenhäusern mit der nötigen
Schutzausrüstung wie Kittel und Mund-Nasen-Schutz zu gewährleisten. Später geleakte Papiere des Innenministeriums bestätigten, dass sich der Ministerialapparat über diese Zeit fast ausschließlich auf Propagandamaßnahmen beschränkte. Die Regierung unterließ es, seine personellen und materiellen Ressourcen auf die Bekämpfung der von ihm proklamierten, medizinischen Krise zu konzentrieren.
Der Umgang mit dem Tod
Ab März 2020 galt in Deutschland das Tabu der Sterblichkeit. Über alle Parteigrenzen hinweg inszenierten Politiker sich mit zuvor verpönter Kriegsrhetorik als mutige Kämpfer gegen den Tod und das Sterben, das vermeintlich in Form von “Viruswellen” bevorstand. Wer sich als Fachmann oder einfacher Bürger gegen solche Rhetorik aussprach, dem wurde das “Anziehen der Zügel” angedroht, in Form kontinuierlicher
Einschränkung der allgemeinen Handlungsfreiheit. Denn es sei, so die Kanzlerin, nicht die Zeit für “Lockerungsorgien”. Deutschland, so verlautete sie zum Jahresende, habe 2020 schließlich “die schlimmste Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt”. Diesen Satz gab sie im vollen Wissen um die Tatsache von sich, dass nicht ein einziger Bürger ihres Landes mehr starb als im Durchschnitt der Jahre zuvor.
Journalisten verfehlen ihre Aufgabe
Politisch war 2020 damit eine Neufassung von Andersens “des Kaisers neue Kleider” geschaffen: Eine intellektuell nackte Regentschaft ist von ihrer eigenen Herrlichkeit überzeugt und lässt sich von loyalen Staatsmedien bejubeln. Diese vermelden dem Volk täglich, welche Brillanz und Entschlossenheit das Handeln seiner Regenten auszeichnet.
So erscheint es kaum erstaunlich, dass 2020 auch den bisherigen Höhepunkt einer vorbestehenden Vertrauenskrise der Bürger in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk markiert. Auch diese Nebenhandlung dürfte die
kommenden Jahre bestimmen. Wer als Person des öffentlichen Lebens auf Ungereimtheiten in den Drohungen vom “Massensterben” hinwies, wurde mit Hilfe des Großteils der Medien umgehend mit dem sozialen und beruflichen Tod bedroht. Prominent traf es den Präsidenten der Bundesärztekammer. Er erlaubte sich den Hinweis, dass die politisch vorgegebene “Maskenpflicht” ohne jeden wissenschaftlichen Nutzennachweis blieb. Bereits am Folgetag seiner Wortmeldung verlangte eine Regierungspartei seinen Rücktritt. Der Mann fiel sofort um und widerrief seinen nüchternen Hinweis auf Fakten als “Missverständnis”.
Praxisdurchsuchungen bei Ärzten
Weniger prominente Ärzte werden derweil von ihren Berufskammern bedroht und von Staatsanwaltschaft und Polizei mit Praxisdurchsuchungen und Beschlagnahmungen ihrer Patientenakten schikaniert. Und das nur, weil Politiker die “Maskenpflicht” zum zentralen Symbol ihres “entschlossenen Kampfes” gegen die Sterblichkeit erkoren haben. Manch Ministerpräsident schmückt seine eigene “Maske” konsequent patriotisch mit Landeswappen und bekräftigt, dass auch die künftige Teilnahme an Impfungen gegen SARS-CoV2 “selbstverständliche Bürgerpflicht” sei. Wagt es ein Arzt, im Angesicht dieses Irrsinns die medizinische Selbstverständlichkeit zu
attestieren, dass vielen Menschen das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung mehr schadet als nützt, ist er aus Sicht des Staates ein Aufrührer. Aus Sicht des bayerischen Ministerpräsidenten leistet er gar einer vermeintlichen “Corona-RAF” Vorschub, also der Entstehung einer Bande von Serienmördern.
Anfang 2021 haben Regierung und Parteipolitiker in Deutschland sich mehrheitlich von Wissenschaft und Ratio entkoppelt und unseren Staat vom früheren Grundsatz seiner bürgerlichen Demokratie. Eine echte Abwägung von Sicherheit gegen Freiheit findet in unserem Land nicht mehr statt.
Erstveröffentlichung: 29. Januar 2021 bei “1bis19 – Magazin für demokratische Kultur”