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Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen mich wegen Vorwurfes des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz sind offenkundig politische Verfolgung

Von Paul Brandenburg

Hinweis: Zitieren und Weiterverwenden dieses Textes ist ausschließlich in unveränderter Form und unter Angabe der URL dieser Seite gestattet.  

Am heutigen Tag habe ich meine Strafverteidigerin gebeten, meine Verteidigung in oben genannter Sache einzustellen.

Der Staatsanwaltschaft ist spätestens seit dem 24. Juni 22 aus eigener Ermittlung bekannt, dass die Falschvorwürfe gegen mich offenkundig ein Racheakt eines ehemaligen Mitarbeiters von mir sind. Trotz dieser Tatsache und obwohl die Behörde bei den aus den Medien bekannten Hausdurchsuchungen keinerlei Belege zur Erhärtung ihres Vorwurfes finden konnten, beharrt sie bis heute auf einer Durchsuchung meiner Telefone und meines Computers, auf denen meine sämtlichen privaten Fotos, Kontakte und Aufzeichnungen gespeichert sind. 

Nach wiederholten Rechtsbeschwerden hiergegen wurde dieses Ansinnen des ermittelnden Staatsanwaltes Herrn Kohly nun letztgültig von den Richtern Schwengers, Koch und der Richterin Gevorgyan der 4. Allgemeinen Großen Strafkammer des Landgerichtes Berlin bestätigt – beziehungsweise meine Beschwerden verworfen. Mit diesem mir heute zugegangenen Gerichtsbeschluss bin ich endgültig zu der Einschätzung gelangt, dass meine behördliche Verfolgung in dieser Sache politisch motiviert ist und ich auch weiterhin keine rechtsstaatliche oder faire Behandlung zu erwarten.

Im Einzelnen:

Wie den Medien zu entnehmen war, zerstörten am 23. Mai 2022 („Tag des Grundgesetzes“) kurz vor sechs Uhr morgens insgesamt rund 40 Beamte des Sondereinsatzkommandos (SEK) der Polizei Berlin die Türen meiner Wohnung sowie die Türen der Wohnungen zweier meiner Familienangehöriger. Mit vorgehaltenen Waffen fesselten die Beamten uns gewaltsam und teilten uns mit, dass unsere Wohnungen „nun ihnen gehörten“ und wir „ja wüssten“, warum sie da seien. Wir hätten nun „den Mund zu halten“ und auf das Eintreffen der Ermittler zu warten. 

Dem SEK folgten in meine Wohnung unter andern der Kriminalkommissar Watzek vom „polizeilichen Staatsschutz“ des Landeskriminalamtes (LKA) Berlin, Abt. 53, sowie ein Beamter namens Wegener von der Waffenbehörde des LKA. Der Kommissar überreichte mir einen Beschluss der Richterin Odenthal vom Amtsgericht Tiergarten. Darin wurde behauptet, ich sei verdächtigt, ein vollautomatisches „Sturmgewehr“ zu besitzen und mich mit nicht näher bezeichneten Dritten verabredet zu haben, um sie mit dieser Waffe „auszubilden“. 

 Die Beamten durchsuchten den gesamten Tag lang alle genannten Wohnungen und beschlagnahmten hierbei meine – mir ausnahmslos seit vielen Jahren genehmigten – Jagd- und Sportwaffen sowie mehrere Telefone, einen Computer und teilweise meine ärztlichen Patientenakten. Kriegswaffen oder sonstige strafbare Gegenstände oder auch nur Hinweise hierauf haben sie – zu ihrem mir mitgeteilten Bedauern – nicht gefunden. Wie später durch schriftliche Zeugenaussagen zu Tage kam, trösteten die Beamten sich wegen ihrer erfolglosen Suche in einem Moment, in dem sie sich unbeobachtet wähnten, gegenseitig mit den Worten „vielleicht können wir gegen ihn (später trotzdem noch) irgendwas basteln“. Keinen der beschlagnahmten Gegenstände habe ich bis heute zurückerhalten. Im Anschluss an die Durchsuchungen wurde ich gegen meinen Willen in Polizeigewahrsam genommen und „erkennungsdienstlich“ behandelt, da „zu befürchten sei“, dass von mir „auch in Zukunft“ Gefahr ausginge. Unmittelbar nach diesen Ereignissen veröffentlichten mehrere Medien detaillierte Schilderungen des gesamten Polizeieinsatzes, die ausschließlich von den beteiligten Beamten stammen können. Konsequenzen wegen des offenkundig stattgefunden Verrates von Dienstgeheimnissen durch diese Beamten gab es bis heute nicht. 

Diese Tatsachen lassen mich, in der Zusammenschau mit dem oben genannten Beschluss des Berliner Landesgerichts, zu dem Schluss kommen, dass die Bastel- und Märchenstunde der Polizei, in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft und dem Strafgericht, weiter fortgesetzt wird. Eine wirksame Verteidigung gegen diese politische Verfolgung meiner Person erscheint mir mit rechtlichen Mitteln unmöglich.

Meiner Strafverteidigerin danke ich vielmals für Ihr Engagement in dieser Angelegenheit.

Criminal investigation against me on charges of violating the „War Weapons Control Act“ obviously an act of political repression

2 September 2022 

By Paul Brandenburg

 Note: Quotation and further use of this text is permitted exclusively in unchanged form and with reference to the URL of this page. 

Today I asked my attorney to cease all efforts of defense on my behalf in the above-mentioned matter.

 The public prosecutor’s office has known from its own investigation since 24 June 22 at the latest that the false accusations against me are obviously an act of revenge by a former employee of mine. Despite this fact and despite the fact that the authorities were unable to find any evidence to substantiate their accusation during the house searches known from the media, they insist to this day on searching my telephones and my computer, on which all my private photos, contacts and recordings are stored. 

My repeated legal complaints against prosecutor Mr. Kohly’s wish for this search were now finally rejected by judges Mr. Schwengers, Mr. Koch and Ms. Gevorgyan of the 4th criminal chamber of the district court of Berlin (Landgericht Berlin). This courts decision, which I received today, let me to the conclusion, that this persecution is politically motivated and that I cannot expect a fair treatment or trial according to law.

In detail: 

As widely reported in the media, on May 23, 2022 shortly before six o’clock in the morning („Day of the Constitution”), a total of about 40 officers of the Berlin Police SWAT Unit (SEK) destroyed the doors of my apartment as well as the doors of the apartments of two of my family members. The officers hold us at gunpoint, forced us to the ground and cuff us. They then told us that our apartments “now belonged to them” and that we „knew very well, why they were here“. We were to “keep our mouths shut” and wait for the investigators to arrive. 

Approximately 15 minutes after the SEK a detective Mr. Watzek from the “state protection unit” of the Berlin Criminal Police Office (LKA), Dept. 53, as well as an official named Wegener from the weapons authority of the LKA arrived. The detective handed me a ruling by judge Ms. Odenthal of the Berlin-Tiergarten municipal court (Amtsgericht Tiergarten). This stated that I was suspected of possessing a fully automatic “assault rifle” and of having arranged with unspecified third parties to “train” them with this weapon.

The officers spent all day searched the above-mentioned apartments  and confiscated my hunting and sporting weapons – all of which had been officially licensed to me for many years – as well as several telephones, a computer and parts of my medical patient files. To their regret, they did not find any „weapons of war“ or other punishable objects or even indications thereof. As was later revealed by written testimonies, the officers consoled each other for their unsuccessful search at a moment when they thought they were unobserved, with the words “maybe we can still (later) tinker something against him”. None of the confiscated items have been returned to this day. Following the searches, I was taken into police custody against my will and treated “for identification purposes” because it was “to be feared” that I would pose a danger “also in the future”. Immediately after these events, several media published detailed descriptions of the entire police operation, which could only have come from the officers involved. To this day, this obvious divulgence of official secrets by police officers had no consequences. 

In synopsis with the above-mentioned court decision these facts led me to the conclusion that the fabrication of charges the police ao willingly began will continue in the public prosecutor’s office and the criminal court. An effective defense against this political persecution with legal means seems impossible to me.

I thank my defense attorney for all her efforts in this matter.

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