Würth-Konzern kündigt Vertragspartner wegen Kritik an Anti-AfD-Kampagne

Schrauben-Milliardär Reinhold Würth mischt sich bekanntlich in die Wahlentscheidung seiner Mitarbeiter ein. Vor der Europawahl im Mai „warnte“ der 89-jährige Gründer des gleichnamigen Unternehmens davor, der AfD die Stimme zu geben. Staatsmedien wie der SWR verbreiteten Würths Äußerungen eifrig, und Funktionäre verschiedener Parteien lobten sie. Wie Würth mit Mitarbeitern umgeht, die dem Patriarchen nicht gehorchen, ist unbekannt.

Klar ist nun aber: Vertragspartner, die sich erlauben, den kurzzeitigen Ehrenprofessor Reinhold Würth für seine parteipolitische Einflussnahme zu kritisieren, werden gekündigt. So erging es zumindest einem Handwerker aus Ostdeutschland. Der Mittelständler war selbst Kunde von Würth und stellte nach den öffentlichen Aussagen des „Professors“ seine Käufe bei ihm schweigend ein. Einem Würth-Verkäufer fiel das auf, und er fragte nach den Hintergründen. Nach telefonischer Aufklärung bat er gar ausdrücklich darum, dass der Handwerker seine Kritik auch als Mail an den Konzern senden möge. Der kam der Bitte nach nach und erklärte seine Käufe eingestellt zu haben als „direkte Reaktion auf die politischen Äußerungen und das aggressive Eingreifen von Herrn Würth in den demokratischen Entscheidungsprozess.“

Die Reaktion des Konzerns folgte postwendend. Würth war nämlich seinerseits ebenfalls Kunde des Handwerkers und hatte mit ihm zuvor einen Dienstleistungsvertrag im Wert von über 100.000 Euro geschlossen. Den Vertrag kündigte der Konzern nun mit dem Hinweis: „Nach reiflicher Überlegung und interner Diskussion haben wir uns entschieden, den bestehenden Auftrag mit Ihnen zurückzuziehen. Diese Entscheidung beruht auf der Besorgnis über die politischen Äußerungen von Herrn Prof. Würth, die Sie als problematisch empfinden.“ Der Handwerker soll sich schließlich damit trösten, dass die Firma Würth seine „Sichtweise respektiert„, sich aber „aufgrund der aktuellen Umstände“ nicht „in der Lage“ sehe, die Zusammenarbeit fortzusetzen„.

Über die Strafkündigung und ihre Umstände hat der Mittelständler nach eigener Angabe seine Branchenkollegen informiert. Da er in einem hochspezialisierten Segment tätig sei, gehe er davon aus, dass sie dem Konzern auf die Füße fallen werde. Eine Reihe von Handwerkskollegen jedenfalls hätte Würth bereits die Kundschaft gekündigt. Ob der Konzern davon allerdings beeindruckt sein wird, ist fraglich. Bereits im Mai teilte Reinhold Würth dem Handelsblatt mit, dass er vermutlich 1,5 Millionen Euro Umsatz durch seine Kampagne verlor, es ihm „darum aber nicht gegangen sei„.

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